Einmal die Woche kommt eine Familie der “Bluebird Music Academy” zum Kindergarten in Mafrak. Sie singen zusammen, spielen Keyboard, sie spielen und lachen zusammen mit den Kindern. Jede Klasse bekommt die Chance Zeit mit den vier Koreanern zu verbringen, welche eine unbeschreibliche Freude ausstrahlen bei dem was sie tun.
Die Bluebird Music Academy zu Besuch.
Wir singen englische Lieder, tanzen im Kreis und üben die Tonleiter. Es war sehr schwer, sagt der Musiker, der vor 7 Jahren nach Amman kam.
Einige Arten von Musik und Kunst sind in der arabischen Welt nicht besonders hoch angesehen. Hinzu kommt der hohe Druck auf die Kinder. In den letzten Tagen habe ich Interviews mit den Kindern geführt. Als ich die Vier- bis Fünfjährigen fragte, was sie später gerne werden würden, waren die Antworten alle sehr ähnlich: Doktor oder Ingenieur, ein Kind wollte Polizist werden. Die Lehrer machen dieselbe Erfahrung. Die Eltern fragen: “Wann wird mein Kind denn Englisch sprechen?”, oder: “Wann wird er/sie schreiben können? Das Spielen und die Kreativität haben nicht denselben Stellenwert wie in Deutschland. Die Kinder lernen nicht nur die arabischen Buchstaben, sondern auch die Groß- und Kleinschreibung und die Eltern fragen noch nach Hausaufgaben für die Kinder.
Ich bin jetzt eine Weile hier und besuche Familien zuhause oder gehe raus. Abends spielen alle Kinder draußen auf den Straßen. Manche haben so etwas wie einen Ball, andere nicht. Ich habe bisher nur Spielzeuge, wie ich sie kenne, im Kindergarten gesehen. Nicht im Haus der Familie und auch nicht auf der Straße.
Die Musikerin aus Amman erzählte mir, dass viele Kinder nicht lernen aus dem eigenen ‘Schneckenhaus’ heraus zu kommen. Viele Kinder rennen oder schreien nicht, sie lachen nicht und tanzen nicht. Durch Freiwilligenarbeit versucht sie, eine kulturelle Brücke zu bauen und den Kindern einen Weg zu zeigen, wie sich selbst ausdrücken können. Auch wenn die Fahrt aus Amman zwei Stunden dauert, die Zeit mit den Kindern macht ihr viel Freude. Sie erzählt mir von einem besonderen Moment mit einem Jungen, während dem sie sich der Wichtigkeit ihrer Arbeit bewusst wurde. Es gibt ein englisches Lied, bei dem sich alle die Hände schütteln und sich zur Begrüßung umarmen. Sie singt es mit den Kindern jedesmal und erzählte von einem Tag, an dem der Junge sie nicht umarmen wollte. Trotzdem umarmte sie ihn, daraufhin weinte er sehr. Ich bemerkte, dass ihre offene, freundliche Art, manche Kinder hier im Kindergarten etwas irritiert.
Mehr und mehr wird mir bewusst, wie wichtig die Kindergärten von Vision Hope hier in Jordanien sind. Sie legten damit das Fundament zum gegenseitigen kulturellen Verständnis, ermöglichen sinnvolle Betätigungen und erfreuen und bilden die Kinder. Die eine Hälfte der Kinder ist aus Jordanien, die andere Hälfte sind geflüchtete syrische Kinder. Ein wichtiger Beitrag ist die freundliche Vereinigung beider Gruppen.
Auch wenn Jordanien es für selbstverständlich hält, die Türen für ihre Nachbarn in Not zu öffnen – es gibt trotzdem Spannungen. Syrer arbeiten für weniger Geld aber Jordanier werden bevorzugt angestellt. Es ist also zum Beispiel günstiger eine syrische Frau zu heiraten.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Vision Hope das Nachmittagsprogramm für die Kinder aufbauen kann und weiterhin auf diese Weise hilft wie sie es bisher schon tun.
Ehrenamt in Jordanien. Fotos und Text © Alea Horst für Vision Hope International.
Im Oktober 2016 besuchte Alea Jordanien. Von dort schickte sie uns Bilder und Geschichten, die wir hier in einer Serie von zehn Artikeln teilen werden. In Jordanien, diesem warmen, einladenden arabischen Reich sind 89 von 1000 Einwohnern Flüchtlinge, dies sind ihre Geschichten.