Als Nura und ihre Familie aus Syrien flohen, kamen sie zunächst ins Flüchtlingslager Za’atari auf der jordanischen Seite der Grenze. Die Gegebenheiten waren dort aber so elend, dass sie das Lager wieder verließen. Nachdem sie versuchten, alleine in der Nähe des Toten Meeres zu überleben, reisten sie nach Karak, eine kleine Stadt in Südjordanien. Da sie nicht registriert waren, konnte die Familie keine Unterstützung von den Vereinten Nationen bekommen. Noch dazu litt Nura’s Ehemann an einer Knieverletzung, die das Arbeiten für ihnen unmöglich machte. In Karak erfuhren sie vom Familienzentrum von Vision Hope, wo ihre Kinder einen Kindergarten besuchen konnten, der auf traumatisierte Kinder ausgerichtet ist. Als Nura einen Job als Reinigungskraft im Familienzentrum angeboten bekam, während ihre Kinder den Kindergarten besuchten, fühlte sich das wie ein Geschenk Gottes an. Jetzt besuchen die Kinder den Hort, wo sie Hilfe bei den Hausaufgaben, Lebenskompetenzen, sowie therapeutische Unterstützung bekommen. Nura arbeitet nun seit fünf Jahren für das Familienzentrum und ihre Kinder sind mit diesem Ort großgeworden.
Was Vision Hopes Familienzentren von anderen Gemeindeorganisation unterscheidet, ist, dass ihre Angebote nicht nur denen zur Verfügung stehen, die sie bezahlen können. Erling Aasen, der seit 2013 für Vision Hope arbeitet, erzählte uns in einem Interview: „Wir können die Dienste im Familienzentrum leicht für Leute in dieser Stadt anbieten, die Geld haben. Uns wurde aber klar, dass wir wirklich für die Armen da sein wollen.“
Da wir Dienste für die ärmsten Gesellschaftsmitglieder anbieten wollen, insbesondere die große Anzahl syrischer Flüchtlinge in Karak, ist das wichtigste Problem, dass es zu bewältigen gilt, das der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit bedeutet, heute Bedürfnissen gerecht zu werden, ohne die Fähigkeit einzuschränken, das auch morgen noch tun zu können. Aus diesem Grund ist das Familienzentrum in Karak ein Gemeinschaftsprojekt von Vision Hope International und Branches of Mercy, einer örtlichen NGO. Laut Aasen ist ein wichtiger Teil der Nachhaltigkeit, den „örtlichen NGOs und Mitarbeitern zu helfen; sie zu befähigen, finanzielle Förderung zu bekommen, um den ärmsten Gesellschaftsmitgliedern zu helfen.“
Neben der Sicherung der eigenen Nachhaltigkeit, hilft das Familienzentrum, eine nachhaltige Gemeinde in Karak zu gestalten. Wenn jordanische und syrische Kinder gemeinsam lernen und spielen, werden die Hindernisse der Integration von Syrern in die Gesellschaft Karaks abgebaut. Kinder, die pädagogische und psychosoziale Unterstützung bekommen, haben mit größerer Wahrscheinlichkeit Erfolg in der Schule. Das erhöht die Chancen, dass sie später Fachkräfte werden, die einen Beitrag in ihrer Gemeinde leisten können. Bei Nachhaltigkeit geht es nicht nur darum, dass das Zentrum seinen eigenen finanziellen Bedarf decken kann, sondern auch darum, Integration und sozialen Zusammenhalt in der Gemeinde zu fördern.
Da das Familienzentrum eine nachhaltige Einrichtung in der Gesellschaft Karaks geworden ist, ist es in der Lage, seine Dienste allen anzubieten, insbesondere ärmeren Menschen. Es bietet ihnen Arbeit, Berufsausbildungen, Bildungsdienste und psychosoziale Unterstützung an. Wie auch bei allen anderen Vision-Hope-Projekten ist das Ziel, Menschen Perspektiven zu bieten, sodass sie die Welt verändern können.