Das ist Manal und ihre Familie aus Syrien. Sie hat vier Kinder, ist 32 Jahre alt und eine echte Powerfrau. Sie kommt aus Homs und floh vor vier Jahren nach Jordanien. Ihre Kinder sitzen neben uns, zeige uns stolz ihre Englischarbeitshefte und üben einige Vokabeln mit uns. Die älteste Tochter möchte gern Ärztin werden. Das Baby wird wohl Koch werden, weil es immer hungrig ist, erzählen uns die anderen lachend. Wir lachen alle gemeinsam. Es ist eine sehr entspannte Atmosphäre bei Manal zu Hause.
Bevor die Familie nach Jordanien kam, sollte Manals Ehemann in die Armee eingezogen werden. Wenn sie geblieben wären, hätte er das nicht überlebt. Manal Mann ist krank. Er hat ein kaputtes Knie und kann es nicht länger als eine Minute belasten.
Das freundliche Gesicht wirkt angespannt, wenn Manal über Homs spricht. Sie hat Kinder sterben sehen. „Jeder wurde getötet, auch Frauen und Kinder“. Zuerst floh die Familie zu Verwandten aufs Land, aber der Krieg folgte ihnen dorthin. Während sie erzählt, sehe ich aktuelle Luftaufnahmen von Homs vor meinem inneren Auge. Der Krieg hat dort eine der größten Zerstörungen verursacht. Die Familie kam als illegale Immigranten durch die Wüste nach Jordanien. Zunächst lebten sie im Camp Zaatari für eineinhalb Monate. Als ich fragte, wieso sie das Camp verlassen haben, sagt sie zu mir: „Willst du mich sterben sehen? Es gibt dort kein Wasser, alle haben Durchfall, Kinder werden krank, alles ist vermüllt. Sie versuchten am Toten Meer zu leben, ertrugen die Hitze aber nicht und kamen schließlich nach Karak.

Als illegale Immigrantin hat Manal kein Anrecht auf Unterstützung. Ab und an bekommt sie Essensmarken und die Caritas gibt ihr Milchpulver für ihr Baby. Ihr Mann kann nicht arbeiten, deswegen haben sie sich Geld von Nachbarn geliehen, um über die Runden zu kommen. Sie hatten gar nichts.
Als Vision Hope ihr dann einen Job anbot, hörte das alles auf. Für sie war es ein Geschenk des Himmels, einen Job als Reinigungskraft im Vision Hope Kindergarten zu bekommen, sagt Manal. Sie ist stolz auf die 100 Dinar (130 Euro), die sie verdient. Mit diesem Geld zahlt sie nun ihre Schulden zurück. Und sie kann ihre Familie ernähren.

Während Manal spricht, lacht sie viel und ihre positive Art erhellt den ganzen Raum. Ihre Wärme ist ansteckend und ich bewundere ihre Kraft. Sie ist sehr stolz, dass alle ihre Kinder zur Schule gehen, denn das ist allein ihr Verdienst.
Als ich Manal nach ihren Träumen gefragte habe, kam ihre Antwort direkt: “Nach Syrien zurückgehen und in Frieden leben.” Ihr Zuhause wurde zerstört aber trotzdem: Ihre ganze Familie lebt immer noch dort. Sie können derzeit zwar nicht dort bleiben, aber gehen können sie auch nicht.

Die Interviews mit ihnen haben mir sehr viel Spaß gemacht. Während ich auf die Antworten wartete, die erst noch übersetzt werden mussten, hatte ich die Zeit Menschen zu beobachten. Ich achtete auf ihre Körpersprache und die Art wie sie ihre Kinder behandelten. Ich bemerkte, wie wichtig es ist, einfach nur zuzuhören. Menschen ihre Geschichten erzählen zu lassen ist so einfach und doch so effektiv.
Ehrenamt in Jordanien. Fotos und Text © Alea Horst für Vision Hope International.
Im Oktober 2016 besuchte Alea Jordanien. Von dort schickte sie uns Bilder und Geschichten, die wir hier in einer Serie von zehn Artikeln teilen werden. In Jordanien, diesem warmen, einladenden arabischen Reich sind 89 von 1000 Einwohnern Flüchtlinge, dies sind ihre Geschichten.