Middleground Academy – Interkulturelle Kompetenz für
entwicklungspolitische Akteure in Deutschland
Was ist der „Middleground“?
Es sind nicht unbedingt die allgemein bekannten kulturellen und weltanschaulichen Unterschiede oder besondere Stereotype, welche die Projektarbeit von Nichtregierungsorganisationen (NRO) in der Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Nothilfe in der Region Nordafrika und des Nahen Ostens vor Herausforderungen stellen. Kultur und Religion können in all ihren Nuancen einen besonderen, oftmals schwer greifbaren, Einfluss auf die Zusammenarbeit zwischen deutschen NROs und lokalen Partnerorganisationen ausüben. In der MENA-Region spielen vorrangig säkulare, muslimische und christliche Weltanschauungen eine Rolle.
Entwicklungspolitisch relevante Konzepte, wie beispielsweise menschlicher Fortschritt, Menschenwürde oder die sogenannte „Goldene Regel“ als Inbegriff einer universellen globalen Ethik, werden in verschiedenen Kulturen und Religionen unterschiedlich verstanden, gelehrt und gelebt. Allerdings kann in im interkulturellen und interreligiösen Kontext der MENA-Region ein „Middleground“ („Mittelweg“) gefunden werden, ein gemeinsamer Kern ethischer Werte und humanitärer Imperative, die sowohl für Menschen mit muslimischem und christlichem Glauben als auch ohne religiöse Zugehörigkeit relevant sind. Dieser Ansatz trägt dazu bei, eine Kultur der Würde zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen zu schaffen, indem Kommunikation gefördert wird, die ethisch sensibel, inspirierend und versöhnlich ist.
Der Middleground-Ansatz setzt eine ausgeprägte Sensibilität gegenüber unterschiedlichen Haltungen zu – häufig als allgemeingültig aufgefassten – entwicklungspolitischen Konzepten voraus. Auf diese Sensibilität aufbauend, müssen erfolgreiche Akteure in der Entwicklungspolitik genügend interkulturelle und interpersonelle Kompetenzen und Kommunikationsfähigkeit mitbringen, um Projekte effektiv und adäquat implementieren zu können. Kernstück des Middleground-Ansatzes ist die Fähigkeit, Lösungen im Sinne des Identifizierens und Nutzens von Überlappungsbereichen zwischen unterschiedlichen weltanschaulich geprägten Konzepten aus christlichen, muslimischen und säkularen Wertegerüsten zu finden.
Was ist die Middleground Academy?
Um Projektmitarbeiter*innen im Middleground-Ansatz zu schulen und ihnen die oben genannten Kompetenzen zu vermitteln, hat Vision Hope International mit Unterstützung durch das PFQ-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Middleground-Academy ins Leben gerufen.
Die Middleground Academy bietet folgende Schulungsinhalte:
- Relevanz von Weltanschauung und religionsbasierten Akteuren in der Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Hilfe,
- Sensibilisierung für weltanschaulich geprägte Konzepte aus dem Christentum, Islam und dem Humanismus, die die praktische Projektimplementierung beeinflussen und
- Training im Identifizieren und Nutzen von sogenanntem „Middleground“, dem Überlappungsbereich verschiedener weltanschaulich geprägter Konzepte aus dem Islam, Christentum und Humanismus..
Die Teilnehmenden lernen, besser mit Kooperationspartnern mit religiösem Hintergrund umzugehen und ihre Projekte im Hinblick auf kulturelle und weltanschauliche Erfordernisse sensibler zu konzipieren und umzusetzen. Sie gewinnen ein tieferes Verständnis für den kulturellen und weltanschaulichen Lebenskontext der Zielgruppen ihrer Projektumsetzung in der MENA-Region – was sich auch in einem Abbau von Missverständnissen und Berührungsängsten ausdrückt.